Wer braucht Psychotherapie?

Menschen mit  krankheitswertigen psychischen Symptomen können häufig mit Hilfe psychotherapeutischer Methoden geheilt werden  oder zumindest Linderung erfahren.   Hierbei handelt es sich um sehr häufig um Ängste aller Art, depressive Verstimmungen (Trauer, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Freudlosigkeit, Antriebsschwäche, Erschöpfung), Süchte, Zwänge oder Essstörungen. Sehr wichtig zu wissen ist, dass auch verschiedenste  körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, häufig auch vegetative Symptome (z.B. Schweißausbrüche, Herzklopfen, Druck auf der Brust, Engegefühl im Hals) Hinweis auf Vorliegen einer psychischen Erkrankung sein können; die körperlichen Symptome ´maskieren´ gleichsam die zugrunde liegende psychische Symptomatik bzw. die Seele drückt sich gleichsam über den Körper aus (´psychosomatisch´).

Depressionen und Angsterkrankungen  sind hierbei in Deutschland mit Abstand die häufigsten Gründe für das Aufsuchen eines Psychotherapeuten.

Es gibt mannigfaltige Gründe für das Entstehen einer  psychischen Erkrankung; häufig werden die Symptome in sog. Schwellensituationen, d.h. in Situationen mit sich verändernden Lebensumständen ausgelöst. Z.B. kann sich eine Depression  bei körperlicher Erkrankung, nach beruflicher Überlastung, bei (unbewussten) Konflikten mit anderen Menschen, in Trennungssituationen, bei  Tod eines nahen Angehörigen entwickeln;  auch ein zu geringes Selbstwertgefühl, ein übertriebenes Verantwortungsgefühl oder auch  die Angst, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, könnten Auslöser sein. Zunehmend an Bedeutung gewinnt hierbei aus meiner Sicht vor allem bei Frauen der Hang zur sog. ´Selbstoptimierung´,  wobei sich Persönlichkeitsstruktur (hoher Selbstanspruch, Perfektionismus) und Erfordernisse von Außen (vor allem Berufstätigkeit in Kombination mit Dasein für die Familie) in unheilvoller Weise treffen; entscheidend für die Entstehung einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung sind hierbei in der Regel nicht die Umstände als solche, sondern der Umgang damit bzw. der Verlust des Kontaktes zu sich selbst, die Ausblendung der Wahrnehmung der inneren Grenzen (Viele sagen z.B. ´ich funktioniere nur noch´ o.ä.).

Ist eine Psychotherapie wirklich nötig?

Nicht jede Krise oder jedes vorübergehende Stimmungstief macht eine Psychotherapie notwendig. Es gibt jedoch sehr viele Menschen, die sich unnötig lange mit Symptomen oder Problemen herumquälen, bevor Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen; das ergibt sich aus großer Unsicherheit darüber, was Psychotherapie eigentlich ist. 

Eine erfolgreiche Behandlung setzt zunächst vor allem die Bereitschaft voraus, sich selbst zu erkennen, die eigene Selbstwahrnehmung zu schärfen. Dies ist die Voraussetzung für den Veränderungsprozess, der zunächst vor allem zu einer Symptomreduktion führen soll, oftmals jedoch viel weitreichendere, tieferliegende Folgen haben und zu einem anderen Verständnis für die eigene Geschichte einschließlich der Beziehungen zu anderen (z.B. Herkunftsfamilie, aktuelle Familie) führen kann. Insofern ist eine  persönliche Veränderungsmotivation Voraussetzung für diesen Prozess; meist beinhaltet das Hinzugewinnen neuer Erkenntnisse und Sichtweisen das Loslassen bzw. sich-verabschieden-von alten  Denkweisen und Mustern, was schmerzlich sein kann. Sehr wichtig  hierbei ist, dass Sie als Patient(in)  Richtung und Ziel dieser ´Selbsterkenntnisreise´ vorgeben und das Tempo  maßgeblich bestimmen.

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